Reflux – eine Übersicht

Hier informieren wir über Sodbrennen und Barrett Ösophagus (Barrett Syndrom, interstinale Metaplasie; IM).

Sodbrennen

Grundlagen

Der Begriff Sodbrennen bezeichnet das wichtigste Symptom der Refluxkrankheit: das vom Magen hinter dem Brustbein bis in den Hals aufsteigende Brennen. Sodbrennen betrifft etwa 20% bis 30% der Bevölkerung. Eßverhalten, Übergewicht und Bewegungsmangel begünstigen Reflux und Sodbrennen. Durch die Schmerzen beeinträchtigt Sodbrennen Wohlbefinden, Lebensqualität und Produktivität. Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen (max. 30-40 LJ). Sodbrennen ist nicht gefährlich, kann aber eine Krebsvorstufe verschleiern (Barrett Ösophagus). Deshalb ist bei Sodbrennen eine Endoskopie angezeigt.

Ursachen

Magenüberdehnungen schwächen das Antirefluxventil im Ausgang der Speiseröhre. Mageninhalt (Säure, Galle) fließt in die Speiseröhre zurück (Reflux), entzündet die Speiseröhre und reizt die Nerven, Sodbrennen ist die Folge. Ursachen für Magenüberdehnungen sind falsches Essverhalten (zu viel zu oft, zu süß), Essstörung (=willentliches Erbrechen), Fettleibigkeit (Adipositas), Schwangerschaft (erhöhter Bauchdruck). Weitere Ursachen, die das Antirefluxventil schwächen: angeborene Gewebeschwäche (Bindegewebserkrankung: Sklerodermie, Lupus erythematodes), Luftschlucker (Aerophage), Zwerchfellverletzung (Unfall, Trauma, chronischer Husten bei einer Lungenerkrankung).

Beschwerden und Symptome

Sodbrennen wird als Brennen wahrgenommen, das vom Magen ausgehend hinter dem Brustbein bis in den Hals ausstrahlt. Sodbrennen tritt üblicherweise 20 min bis 30 min nach dem Essen auf. Sodbrennen kommt oft mit anderen Refluxbeschwerden vor: Husten, Heiserkeit, Asthma, Magenschmerzen und Schlückstörung.

Abklärung und Diagnose

Die Abklärung von Sodbrennen inkludiert: Gespräch mit dem Arzt/der Ärztin, Aufklärung, Endoskopie, Druckmessung und Refluxmessung der Speiseröhre. Da Sodbrennen eine Krebsvorstufe verschleiern kann entnehmen wir im Rahmen der Endoskopie Gewebeproben, welche unter dem Mikroskop untersucht werden. Sodbrennen und Reflux können Wegsamkeitsstörungen der Speiseröhre machen. Deshalb sollte man bei Sodbrennen mit Schluckstörungen vor der Endoskopie eine spezielle Schluckuntersuchung der Speiseröhre (Videokinematographie) durchführen. Diese zeigt mögliche Ursachen für Sodbrennen und Schluckstörung: Narbe, Ring, Ausstülpung (Divertikel), Einstülpung (Polyp, Tumor), Zwerchfellbruch (=vergrößerte Lücke im Zwerchfell).

Behandlung und Therapie

Bei Sodbrennen empfehlen wir, das Essverhalten zu ändern. Vermeiden Sie Magenüberdehnungen und Speisen, welche das Antirefluxventil im Ausgang der Speiseröhre schwächen (Süßes, Kohlensäure, Alkohol, Nikotin). Bevorzugen Sie kleinere Portionen, weniger Süßes, Saures und Scharfes, meiden Sie Kohlensäure haltige Getränke und Alkohol, sowie Nikotin.


Die Behandlung mit Medikamenten sollte mit der Höchstdosis von einem Protonenpumpenhemmer (Magensäureblocker) begonnen werden (z.B. 2 x 40 mg p.o.) und die Dosis dann je nach Wirkung angepasst werden (z.B. 2x 20 mg p.o.). Der Magensäureblocker sollte 30 min vor der Mahlzeit eingenommen werden. Wichtig: nach Beginn einer Behandlung mit einem Magensäureblocker zum Ausschluss eines Krebsrisikos eine Endoskopie der Speiseröhre machen lassen.

Weitere Maßnahmen: Schlafen mit erhöhtem Oberkörper, erst 2 Stunden nach dem Essen hinlegen.

Folgeerkrankungen

Sodbrennen ist ein Zeichen für Reflux. Neben der Speiseröhre entzündet der Reflux die Schleimhäute von Zahn, Zunge, Mund, Rachen und Ohren. Deshalb kommt Sodbrennen auch mit Beschwerden in Mund, Kiefer, Rachen, Hals (Stimmbänder) und Ohren (HNO) vor. Reflux in die Lunge führt zu Asthma und Lungenschädigung. Sodbrennen und Reflux kann auch zu Herzbeschwerden führen. Empfehlung: Untersuchung bei Facharzt/In für HNO, Kieferheilkunde Herzerkrankungen und Lungenerkrankungen.

Krebsrisiko: Reflux schädigt die Schleimhaut der Speiseröhre und kann über den Barrett Ösophagus zu Speiseröhrenkrebs führen. Deshalb Krebsvorsorge: Endoskopie der Speiseröhre.

Vorbeugen

Gegen Sodbrennen hilft: Änderung des Essverhaltens (weniger süß, scharf, sauer und nicht zu viel auf einmal, meiden Sie Kohlensäure Getränke, Alkohol, Nikotin), Gewichtsabnahme, Einnahme von einem Magensäureblocker (40 mg p.o.), Hochlegen des Oberkörpers beim Schlafen. Wichtig: keine Behandlung ohne Endoskopie (Krebsrisiko ausschliessen).

Selbsttest

Sodbrennen wird begünstigt durch; süße, scharfe, saure, Kohlensäure haltige Speisen und Getränke, Alkohol und Nikotin. Lassen Sie diese für einen Tag weg und Sie werden weniger Sodbrennen haben.

Verschwinden oder Abnahme von Sodbrennen nach Einnahme von einem Magensäureblocker bestätigt, dass Reflux die Ursache ist.

Barrett Ösophagus

Grundlagen

Der Begriff Barrett Ösophagus bezeichnet eine Krebsvorstufe der Speiseröhrenschleimhaut, die durch Reflux entsteht. Barrett Ösophagus ist wichtig, weil er eine Krebsvorstufe darstellt. 20% bis 30% jener mit Refluxbeschwerden (Sodbrennen, saures Aufstossen) haben einen Barrett Ösophagus ohne schwere Gewebeveränderung (Dysplasie). Über Barrett Schleimhaut ohne schwere Gewebeveränderung (Dysplasie) und niedrig und hochgradige Dysplasie kann sich aus der Barrett Schleimhaut ein Krebs entwickeln: 0.5% jährliches Krebsrisiko bei Barrett Ösophagus ohne schwere Gewebeveränderung (ohne Dysplasie). Damit ist das Krebsrisiko des Barrett Ösophagus ohne Dysplasie mit dem eines Dickdarmpolypen vergleichbar.
Bei einer Dysplasie ist das Krebsrisiko 10x bis 50x grösser. Reflux entzündet und stresst die Schleimhaut der Speiseröhre, genetische Veränderungen (Mutationen) in den Schleimhautzellen sind die Folge. Die Mutationen betreffen Gene des Zelltyps (Cdx2), Zellwachstums und der Zellvermehrung (p16, p53). Vom Barrett Ösophagus bis zum Karzinom dauert es ca. 5-10 Jahre.

Der Name Barrett Ösophagus bezieht sich auf den aus Australien stammenden in London arbeitenden Chirurgen Norman Barrett (1903-1979), welcher die nach ihm benannte Gewebeveränderung 1957 beschrieb.

Ursachen

Reflux von Mageninhalt entzündet und stresst die Schleimhaut der Speiseröhre und führt zu genetischen Veränderungen (Mutationen) in den Schleimhautzellen. Die Folge: die normale Schleimhaut wird durch eine Vorstufe der Barrett Schleimhaut ersetzt, das ist die Kardia Schleimhaut (Cardia Schleimhaut). Geht der Reflux weiter entwickelt sich in 20% bis 30% jener mit Refluxbeschwerden aus der Kardia Schleimhaut die Barrett Schleimhaut ohne schwere Gewebeveränderung (ohne Dysplasie). Das ist die intestinale Metaplasie mit typischen genetischen Veränderungen (Mutationen). Das Krebsrisiko der intestinalen Metaplasie ist mit dem eines Dickdarmpolypen vergleichbar. Das Risiko beträgt 0.5% pro Jahr. Über die niedrig gradige Dysplasie (LGD) und die hochgradige Dysplasie (HGD) kann sich der Speiseröhrenkrebs entwickeln.

Beschwerden und Symptome

20% bis 30% jener mit Refluxbeschwerden (Sodbrennen, saures Aufstoßen) haben einen Barrett Ösophagus. Barrett Ösophagus kann aber auch ohne Beschwerden bestehen: so haben 10%-15% jener ohne Beschwerden Barrett Ösophagus. Ursache: der Reflux schädigt die Nerven der Speiseröhre, Sodbrennen wird nicht mehr wahrgenommen und damit das Krebsrisiko verschleiert (75% aller Reflux bedingten Karzinome der Speiseröhre entstehen ohne Vorgeschichte von Sodbrennen und werden erst durch die Schluckstörung diagnostiziert).

Abklärung und Diagnose

Die Abklärung erfolgt mittels Endoskopie mit Entnahme von Gewebeproben aus der Speiseröhre und Feingewebeuntersuchung dieser Proben unter dem Mikroskop.
Die Diagnose Barrett Ösophagus wird vom Pathologen/In unter dem Mikroskop gestellt. Im Rahmen einer Endoskopie werden Gewebeproben aus der Speiseröhre entnommen. Diese werden unter dem Mikroskop vom Pathologen/der Pathologin untersucht. Zeigt sich eine Schleimhaut mit Zylinderzellen und Becherzellen (Abbildung) dann spricht man von einer Barrett Schleimhaut (=intestinale Metaplasie) ohne schwere Gewebeveränderung (ohne Dysplasie). Diese Schleimhaut ähnelt der Schleimhaut vom Zwölffingerdarm und vom Dickdarm (intestinale Metaplasie). Die Barrett Schleimhaut entsteht durch genetische Veränderungen (Mutationen) als Reaktion auf den Gewebestress durch den Reflux. Je nach Länge der mit dem Endoskop sichtbaren Schleimhautveränderungen findet sich in 10%-15% (nichts sichtbar mit dem Endoskop), 20%-30% (0.5 cm bis < 3 cm), 70%-80% (3 cm bis < 5 cm) und 100% der Fälle (< 5 cm) ein Barrett Ösophagus (intestinale Metaplasie).

Neuer Test bei Barrett Ösophagus

Ein neuer Test zur Krebsvorsorge und Diagnose von Barrett Ösophagus wurde von Frau Prof Rebecca Fitzgerald und ihrem Team in England entwickelt. Dabei handelt es sich um einen speziellen Schwamm (Cytosponge). Dieser wird an einen Faden fixiert vom Patienten/In geschluckt. Der Schwamm wird dann langsam zurückgezogen. Dabei nimmt der Schwamm Zellen der Schleimhaut der Speiseröhre mit. Das vom Schwamm mitgenommene Zellmaterial wird dann speziell auf Barrett Ösophagus untersucht. Ist der Test positiv, wird eine Endoskopie angeschlossen. Vorteil: nicht invasiv, rasches Ergebnis. Es ist zu erwarten, dass der Test ab Herbst 2012 kommerziell erhältlich sein wird. Anwendung: Früherkennung, breites Screening der Bevölkerung, Krebsvorsorge.

Behandlung und Therapie

Die Entfernung der Barrett Schleimhaut erfolgt mittels Radiofrequenzablation (RFA). Die Radiofrequenzablation ist eine ganz neue, wirksame Methode zur Entfernung der Barrett Schleimhaut. Dabei wird die Barrett Schleimhaut mit Radiofrequenzenergie verbrannt. Enthält die Barrett Schleimhaut Knoten oder Polypen, werden diese zuerst mit einer endoskopischen Schleimhautresektion (Mukosaresektion) entfernt. Ein bis 2 Monate nach der Resektion wird die restliche Barrett Schleimhaut mit der Radiofrequenzablation (RFA) entfernt.
Die Radiofrequenzablation (RFA) ist empfohlen bei: jeder Art der Dysplasie und beim Frühkarzinom (± endoskopischer Schleimhautresektion).

Beim Barrett Ösophagus ohne Dysplasie (intestinale Metaplasie) empfehlen wir die Radiofrequenzablation (RFA) wenn:

  • Reflux länger als 10 Jahre besteht
  • Krebsfälle in der Familie bestehen
  • Der Zwerchfellbruch grösser als 2-3 cm beträgt
  • Die endoskopisch sichtbaren Gewebeveränderungen > 2cm betragen
  • Keine Gegenanzeige gegen die Behandlung bestehen (Schwangerschaft, Blutgerinnungsstörung, Herzschrittmacher).

Nach Radiofrequenzablation erfolgt eine Hochdosis Therapie mit einem Magensäureblocker (Protonenpumpenhemmer; PPI; 2×40 mg p.o.). Die Folge: der Reflux besteht weiter, wird aber nicht wahrgenommen, weil er nicht mehr so sauer ist.

Die Radiofrequenzablation behandelt nicht die Ursache, den Reflux. Deshalb empfehlen wir nach erfolgreicher Radiofrequenzablation eine chirurgische Behandlung des Reflux zu überlegen (Fundoplikatio, magnetischer Ring).

Folgeerkrankungen

Barrett Ösophagus ist eine Krebsvorstufe und kann zum Krebs der Speiseröhre führen (Risiko: 0.5% pro Jahr für Barrett Ösophagus ohne Dysplasie, einer von 10 Betroffenen bekommt in 20 Jahren ein Karzinom). Bei einer niedriggradigen Dysplasie bzw. einer hochgradigen Dysplasie erhöht sich das Krebsrisiko um den Faktor 10x bzw. 50x. Krebs bedeutet Beeinträchtigung der Lebensqualität durch die Therapie (Chemotherapie, Operation) und den Tumor (Schlickstörung). Je nach Tumorstadium beträgt das 5 Jahresüberleben zwischen 20% und 90%. Aus diesem Grund empfehlen wir die Entfernung des Barrett Ösophagus im Stadium ohne Dysplasie.

Vorbeugen

Früherkennung: Endoskopie, Schwammuntersuchung (Cytosponge). Bei Barrett Ösophagus Nachweis empfehlen wir die Entfernung (Radiofrequenzablation).

Selbsttest

Derzeit gibt es keinen Selbsttest für Barrett Ösophagus. Personen mit Sodbrennen sollten sich einer Endoskopie mit Gewebeprobenentnahme zum Ausschluss eines Barrett Ösophagus unterziehen. Dasselbe gilt für Personen mit einer entsprechenden familiären Belastung (Genetik).